Entdecken Sie die Schönheit des Kontinents auf Schienen

Wer Zugfahrten lediglich als eine Reise mit bequemem Transportmittel abtut, wird sich wundern. Denn sie sind so vielfältig wie der afrikanische Kontinent selbst und ein Erlebnis, das unvergessliche Eindrücke hinterlässt. Von luxuriösen Reisen über interregionale Expresszüge bis hin zu tropischen Zugabenteuern in Madagaskar oder der Fahrt mit dem Eisenerz-Zug durch die epischen Weiten der Sahara – jeder Zug bietet eine besondere Perspektive auf Afrikas Schätze.

Luxusreisen im Viktorianischen Stil

Die Eleganz vergangener Zeiten trifft auf die majestätischen Landschaften Südafrikas bei einer Zugreise mit Rovos Rail. Historische, liebevoll restaurierte Lokomotiven und Waggons verbinden die großen Städte Südafrikas oder fahren über die Landesgrenzen an die Küste Namibias, zu den atemberaubenden Victoria-Wasserfällen und nach Dar-es-Salaam in Tansania. Ganz im Stil der ersten Pioniere erkunden Sie mit dem luxuriösen Zug das südliche Afrika, wobei Sie an den unterschiedlichen Stationen der Zugfahrt selbstverständlich die Möglichkeit haben Exkursionen zu unternehmen.

An Bord des Zuges erwarten Sie erstklassiger Service und komfortable Abteile mit edler Ausstattung. Ein persönlicher Butler kümmert sich um die Wünsche der Reisenden und richtet die bequemen Sofas der Pullman-Suite zu Einzelbetten für die Nacht her, während die größeren Kabinen einen festen Schlafbereich und eine kleine Sitzecke für die Fahrt haben. Während das Smartphone besser im eigenen Abteil bleibt, kann man sich in der vorbeiziehenden Landschaft verlieren oder anregende Gespräche mit anderen Passagieren führen.

In der Lounge finden während längeren Reisen Vorträge über die südafrikanische Geschichte statt oder Sie genießen einfach die Atmosphäre bei einer Tasse Tee. Zum Fotografieren kommt das Mobiltelefon selbstverständlich zum Einsatz, nur soll in den öffentlichen Bereichen nicht telefoniert und keine Nachrichten versendet werden.

Der Balkon am Ende des Zuges bietet einen hervorragenden Fotospot, besonders wenn Sie zum Dinner die Abendgarderobe angelegt haben. Es ist wahrlich beeindruckend, was die Köche in der kleinen Kombüse zaubern. Traditionelle Gerichte werden als 4-Gänge-Menü auf feinem Porzellan serviert, begleitet von einer erlesenen Auswahl an südafrikanischen Weinen.

Mit dem Shosholoza Meyl einmal quer durch Südafrika

Gemütlich zuckelt der blau-lila-gelb gestreifte Zug durch die schier endlosen Weiten Südafrikas. Die Rede ist vom Shosholoza Meyl, der Reisende in rund 1 ½ Tagen von Kapstadt nach Johannesburg und zurückbringt. Dabei durchquert er die unterschiedlichsten Landschaften und Städte wie die Halbwüste Karoo, die Winelands rund um Kapstadt, Kimberly und Worcester. Wer sich für eine Reise mit diesem Zug entscheidet, sollte vor allem Zeit und eine Portion Gelassenheit mitbringen. Durch das Zugfenster bekommen Sie einen authentischen Einblick in die Lebensrealität vieler Südafrikanerinnen und Südafrikaner. Da sind die Biltongverkäufer am Bahnsteig von Wellington, Menschen, die zu ihren Familien in anderen Teilen des Landes reisen, die Zugbegleiterin, die regelmäßig im Abteil nach dem Rechten sieht, Eselskarren in der trockenen Karoo, rauchende Arbeiter am Bahnhof in Bloemhof und vieles mehr. Je nach Fahrtziel, der Shosholoza Meyl verkehrt auch zwischen Durban und Johannesburg, sowie Queenstown und Johannesburg, empfiehlt es sich, ein privates Schlafabteil zu buchen. Zur Abendstunde wird Ihnen das Bett hergerichtet und auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Eine einmalige Reiseerfahrung, bei der man hervorragend entschleunigen kann.

Hinweis: Nachdem der Shosholoza Meyl nach der Pandemie kurzzeitig wieder seinen Betrieb aufgenommen hatte, wurde er zum Redaktionsschluss dieses Magazins aufgrund von Personalmangel erneut stillgelegt. Wir empfehlen Ihnen, sich vorab zu erkundigen, ob eine Fahrt mit dem Zug möglich ist.

Mit dem Madaraka Express von Nairobi nach Mombasa

Futuristisch muten die Bahnhofsgebäude in Nairobi und Mombasa an. Beides sind gigantische Bauwerke, die beinahe wie im Nichts auf Parkplätzen außerhalb der Städte liegen. Sie sind Start- bzw. Endpunkt des Madaraka Express, dessen orange-weißen Züge und Waggons, je nach Strecke in vier bis sechs Stunden, die beiden kenianischen Metropolen verbinden. Die Sicherheitsvorkehrungen an den Terminals erinnern bisweilen an Flughäfen, die Züge muten jedoch eher an ältere Intercity Modelle der Deutschen Bahn an. Tatsächlich jedoch wurden sie mit Hilfe Chinas erbaut und sind heute eine zuverlässige Alternative zu dem oftmals stark befahrenen Nairobi-Mombasa Highway oder dem Flugzeug. Auf der Fahrt durchquert man mehrere Vegetationszonen, vom Hochland Nairobis bis zur grünen Küste, und die Nationalparks Tsavo-Ost und Tsvao-West. Mit etwas Glück sieht man vom Zugfenstern aus Giraffen, Elefanten und diverse Antilopenarten. Ein einmaliges Schauspiel! Wer möchte, kann auf halber Strecke seine Fahrt unterbrechen und auf Safari gehen. Oftmals kommt man mit Mitfahrenden ins Gespräch und beim Austausch von Anekdoten vergeht die Fahrt wie im Fluge.

Eine Zugfahrt durch die Tropen Madagaskars

Madagaskar, die viertgrößte Insel der Welt, ist berühmt für seine endemischen Lemurenarten und die beeindruckenden Baobabs. Anstatt mit dem Allradfahrzeug selbst über die Insel zu fahren, lohnt es sich, etwas an Geschwindigkeit herauszunehmen und die eindrucksvolle Landschaft zwischen Fianarantsoa und Manakara aus den Zugfenstern zu bewundern. Der Fianarantsoa Cote Est Railway windet sich zweimal die Woche über zahlreiche Brücken und entlang bewaldeter Täler. Die Bahnstrecke ist nur einen Meter breit und viele der Wagen stammen aus den 60er-Jahren, was ihnen trotz eines neuen Anstrichs und Restaurierung im Inneren ein nostalgisches Flair verleiht. Auf der Strecke kommt es allerdings oft zu Verspätungen, da der Zug noch rangiert werden muss oder die Zwischenhalte länger dauern, weil Waren verladen werden. Doch gerade die Halte an den Stationen sind besonders interessant, wenn das halbe Dorf zusammenkommt und Waren an die Fahrgäste verkauft. Wenn Sie den freundlichen Menschen näherkommen möchten, ist dies eine einzigartige Erfahrung, die ein Fenster zu den versteckten Schätzen Madagaskars öffnet.

Mit dem Eisenerzzug durch die Sahara

Im eindrucksvollen Kontrast zu den bisherigen Reisemöglichen steht der Eisenerzzug in Mauretanien, der als einer der längsten Güterzüge der Welt gilt. Und dieser ist die einzige Bahnverbindung in ganz Mauretanien. Von Nouadhibou an der Küste fährt er mit über 100 Waggons ins Innere des Landes nach Zouérat, wo das namensgebende Erz abgebaut wird. „Der Zug“, wie er von der lokalen Bevölkerung genannt wird, ist aber mehr als ein reiner Güterzug. Er stellt eine wichtige Verbindung für die Menschen vor Ort dar, die kostenlos in den offenen Hochbordwagons mitfahren und so ihre eigenen Waren oder Tiere transportieren. Auch viele Familien nutzen den Zug, um in den heißen Sommermonaten in Wüstenoasen zu flüchten. Nichtsdestotrotz ist die Fahrt mit dem Eisenerzzug gefährlich, denn wer vom Zug fällt, ist in der Wüste verloren. Für Abenteurer sicherlich ein unvergessliches Erlebnis mit einem endlosen Wüstenpanorama tagsüber und unter dem Sternenzelt in der Nacht.

- von Lynn Benda & Anna-Lena Steinhage

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Titelbild: Lynn Benda