Auf dem Rücken der Pferde durch Afrika

Seit Jahrhunderten gehen Mensch und Pferd eine ganz besondere Beziehung ein. Das Pferd ermöglichte es erstmals, weite Distanzen zu überwinden und ferne, unbekannte Orte zu erkunden. Eine neue Perspektive bieten somit auch Reitsafaris, die beinahe überall auf dem afrikanischen Kontinent möglich sind und unvergleichliche Einblicke in die Flora und Fauna ermöglichen. Die einzigartige Verbindung zwischen Reiter, Pferd und Natur schafft unvergessliche Erlebnisse. Aber wussten Sie, dass es auch Wildpferde in Afrika gibt, die mittlerweile eine eigene Rasse bilden?

Wüstenpferde in Namibia

Wildpferde. Endlose Graslandschaften, soweit das Auge reicht. Pferdeherden, die unter Baumgruppen grasen oder im Galopp durch die grünen Wogen preschen und sich spielerisch jagen. Dies sind vermutlich die ersten Bilder, die einem in den Sinn kommen, wenn man den Begriff Wildpferde hört.

Ein gänzlich anderes Bild zeichnet jedoch die Namib-Wüste, deren riesige Dünen in den unterschiedlichsten Farben schimmern. Sie ist eine der ältesten Wüsten der Welt und aufgrund ihrer extremen Trockenheit und den starken Temperaturschwankungen - von bis zu 50 Grad Celsius am Tag hinunter bis nahe dem Gefrierpunkt in der Nacht -, eine der unwirtlichsten Gegenden der Erde. In ihren kargen Ausläufern ist kaum ein Grashalm zu finden.

Pferde in der Namib-Wüste – ein ungewöhnlicher Lebensraum

Und dennoch, in einem Klima, das absolut atypisch für freilebende Pferde ist, existiert in den kargen Ebenen des ehemaligen Sperrgebiets rund um Garub, eine große Herde an freilebenden Pferden. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um Wildpferde im herkömmlichen Sinne. Diese Tiere entstammen verwilderten Arbeits- und Zuchtpferden, welche sich über die Jahrzehnte an die rauen Bedingungen der Gegend angepasst haben. Wie es dazu kam, dass so viele Pferde in der unwirklichen Gegend von Garub gelandet sind, gibt Forschenden bis heute noch Rätsel auf und so existieren verschiedene Theorien über den Ursprung der Tiere. Eine Theorie besagt, dass die Herde von den einstigen Beständen der deutschen und englischen Militärpferde abstammt, welche durch einen Bombenanschlag freikamen. Andere Quellen hingegen verweisen auf Ähnlichkeiten zwischen den Wüstenpferden und den Gestüttieren von Emil Kreplin in Kubub, südlich von Aus, und besagen, dass zumindest ein Teil der Tiere von dort stammen könnte.

Überleben in extremer Trockenheit

Doch wie konnten die Pferde in dieser trockenen Gegend ohne menschliche Fürsorge überleben? Schlussendlich sicherten wohl zwei Ereignisse das Überleben der Tiere: der Bau einer Eisenbahn und ein Diamantenfund.
Von Lüderitz aus verlegten Kolonialisten eine Bahnstrecke quer durch die Wüste, um weiter ins Hinterland vorzudringen. Etwa 90 Kilometer entfernt, bei Garub, wurde ein Brunnen gebohrt, um die Dampflokomotive und Menschen in Lüderitz mit Wasser zu versorgen. Es war purer Zufall, dass während des Streckenbaus ein Diamant gefunden und dadurch in der Region von Lüderitz ab 1908 ein wahrer Diamantenrausch entfacht wurde. Die Kolonialverwaltung errichtete damals ein großes Sperrgebiet, um den Diamantenfund zu schützen und förderte in den nächsten 7 Jahren etwa eine Tonne Rohdiamanten, ehe die Mine erschöpft war. Das weitreichende Sperrgebiet schützte die freilebenden Tiere vor Jägern und Pferdehändlern, ehe die Gegend ein Teil des Namib-Naukluft-Nationalparks wurde. Und der Brunnen für die Eisenbahnlinie sichert der Herde noch bis heute eine Trinkwasserquelle.

Anpassung an die lebensfeindliche Umwelt

Nach knapp 100 Jahren haben sich die Pferde an ihre lebensfeindliche Umwelt, für die sie eigentlich nicht geboren wurden, angepasst. So sind die „Wildpferde“ deutlich kleiner als ihre europäischen Vorfahren und können bis zu 6 Tage ohne Wasser aushalten – nicht-adaptierte Pferde, würden in der Wüste maximal 3 Tage überstehen. Zudem haben Experten bei molekularbiologischen Untersuchungen herausgefunden, dass sich die Pferde zu einer eigenen, neuen Rasse entwickelt haben: den Namibs. Die heutige Population wird auf 250-300 Tiere geschätzt, wobei die Anzahl in Dürrejahren jedoch stark schwanken kann und sich die Tiere seit den 1980er Jahren nicht nur gegen die ariden Klimabedingungen, sondern auch den Hyänen zur Wehr setzen müssen.

Faszination und Respekt

Der Überlebenswille der Wüstenpferde und ihre wiedererlangte Freiheit üben eine unglaubliche Faszination aus und es wirkt fast unwirklich, wenn man die Tiere, aus dem Schutz eines hölzernen Unterstandes, an ihrer Tränke beobachtet. Dennoch sollte man, wie bei allen Wildtieren Afrikas, einen respektvollen Abstand zu den Wüstenpferden beibehalten. Pferdefreunden bietet sich eine andere Möglichkeit, um den Lieblingstieren während der Reise nahe zu sein.

Reitsafaris in Afrika

Anstatt nur mit einem Geländewagen durch die Namib-Wüste zu fahren, können Sie die eindrucksvolle Landschaft auch in einer etwas entschleunigten Form auf sich wirken lassen und den Lebensraum der Namibs aus deren Perspektive erleben.

Franziska Zierold, Länderexpertin für das südliche Afrika und begeisterte Reiterin, hat selbst schon an vielen Safaris zu Pferd teilgenommen. „‚Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde‘ – dieses Sprichwort ist sicher jedem geläufig und nicht nur unter Reitern bekannt. Bei einer Reitsafari ist das Sprichwort umso greifbarer. Ich selbst reite, seitdem ich ein Kind bin, und mir hat es immer große Freude bereitet die Welt auf dem Rücken eines Pferdes zu entdecken. Seitdem ich aber zum ersten Mal selbst an einer Reitsafari in Südafrika teilgenommen habe, bin ich überwältigt davon, wie viel Freude und Faszination dieses Erlebnis mit sich bringt.“

Vielfältige Möglichkeiten für Reitausflüge

Denn nicht nur die Heimat der Namibs lässt sich mit Pferden erkunden. Immer mehr Lodges bieten Reitausflüge als Alternative zur klassischen Pirschfahrt im Geländefahrzeug an, oder haben sich sogar gänzlich auf Reiter und ihre treuen Begleiter spezialisiert. In den privaten Großwildreservaten Südafrikas können Sie mit Ihrem Pferd auf die Suche nach den Big Five gehen und so zum Beispiel neben einer Giraffe entlang galoppieren. Springen Sie durch die Flussläufe des Okavango-Deltas in Botswana und beobachten Sie über das Schilf hinweg die Herden an Zebras, Gnus und sogar ganze Elefantenfamilien. In Kenia und Tansania durchstreifen Sie endlose Savannenlandschaften oder genießen bei Ausritten den Panoramablick auf einen der höchsten Gipfel Afrikas. Folgen Sie dem Nil durch Ugandas üppige, grüne Landschaft oder schwimmen Sie zusammen mit Ihren Pferden im Meer von Mosambik. Auch der mittlere Atlas in Marokko lädt dazu ein, seine Landschaft und die Kultur der dort lebenden Nomaden bei einem Ausritt kennenzulernen.

Nähe zur Tierwelt – ein unvergleichliches Erlebnis

Unwegsames Gelände stellt kein Hindernis mehr für Sie dar, und die Nähe zur einheimischen Tierwelt wird Sie in Ihren Bann ziehen. Auch Safarikennerin Franziska Zierold ist verzaubert: „Bei einer klassischen Pirschfahrt im offenen Geländewagen haben Sie die Möglichkeit den Wildtieren nahe zu kommen und von Ihrem Sitzplatz aus zu erspähen. Gerade für „Afrika-Neulinge“ ist dieses Erlebnis schon einmalig. Ich kann Ihnen aber aus eigener Erfahrung sagen: Wer sich einmal auf einem Pferderücken den Tieren Afrikas genähert hat, wird überwältigt sein. Pferde werden von den anderen Tieren wie ihresgleichen wahrgenommen. Im iSimangaliso-Wetland-Park beispielsweise konnte ich einer Zebraherde mit frisch geborenen Zebrafohlen ganz nah kommen und beobachten, ohne sie in Stress zu versetzen. Im Hoedspruit-Wildlife-Estate ist ein Nyala-Weibchen mit ihrem Baby an uns vorbeigelaufen, ganz als wären wir gar nicht da. Sie können die Tiere auf diese Weise also ganz natürlich beobachten.“

Individuelle Gestaltung und Kombinationen

Eine Reitsafari bietet sich in verschiedenen Varianten an und lässt sich individuell mit anderen Aktivitäten oder Reisemöglichkeiten kombinieren, wie beispielsweise mit einem Bootsausflug im Okavango-Delta oder einer Selbstfahrerreise durch Südafrika. Ein- bis zweistündige Reitausflüge, führen Sie sternenförmig in die privaten Schutzgebiete und auf die Spuren der dort lebenden Wildtiere, ehe Sie abends in Ihre Unterkunft zurückkehren. Zusätzlich zu diesen einzelnen Ausflügen, gibt es auch die Möglichkeit dem Motorenlärm gänzlich zu entkommen, und zu Pferd von einer Lodge zur nächsten zu reiten. Eine solch lange Zeit zusammen schafft zwischen Ihnen und Ihrem vierbeinigen Freund eine innige Bindung und Sie erleben die Natur um sich herum viel näher und eindrucksvoller als aus einem Geländewagen. Ihr Gepäck wird dabei für Sie ins nächste Camp gebracht, sodass Sie sich ganz auf das Erlebnis freuen können.

Für Anfänger und Profis geeignet

Aufgrund der unterschiedlichen Ausprägungen von Reitsafaris, bieten sie sich für Jedermann mit einer Liebe zu den Tieren an. „Wer glaubt, dass nur erfahrenen Reiter das Privileg einer Reitsafari gebührt, dem ist nicht so. Jeder, der sich fit fühlt, kann an einer Reitsafari teilnehmen. Je nach Reiterfahrung bekommen Sie das passende Pferd und die passende Reitgruppe zugewiesen. Oft besteht eine Reitgruppe aus drei bis sechs Reitern mit jeweils zwei Guides. Die einzige Einschränkung ist das eigene Gewicht. Um die Pferde nicht zu sehr zu belasten, werden in der Regel 90 Kilogramm als Höchstgewicht angegeben. Selbst meine Tochter saß im Alter von sechs Jahren schon auf dem Rücken eines kleinen Pferdes und hat an einer solchen Safari mit Begeisterung teilnehmen dürfen.“

Einige private Schutzgebiete mit der Ausrichtung auf Reitsafaris bieten sogar Reitkurse für Pferde-Neulinge an, sodass wirklich jeder einmal in den Genuss dieses einzigartigen Erlebnisses kommen kann. Daher gilt: egal ob Anfänger oder Reitprofi, jung oder junggeblieben, die Reiterlebnisse können nahezu an alle Ansprüche und Bedingungen angepasst werden und bieten ohne Zweifel ein einmaliges Afrikaerlebnis.
Unsere Pferdefreundin, Franziska Zierold, freut sich bereits ihre Erlebnisse in den Beratungsgesprächen mit Ihnen zu teilen. „Wenn Sie gerne einmal an einer Reitsafari teilnehmen würden, sprechen Sie mich gerne an – ob jung oder alt es ist für jeden eine einmalige Erfahrung!“

- von Anna-Lena Steinhage

Bildnachweis

Titelbild: Franziska Zierold