Im Nordwesten Botswanas, nahe der Grenze zu Namibia und unweit des bekannten Okavanga-Deltas erheben sich die aus Quarzit-Steinen bestehenden Felsformationen der Tsodilo-Hills aus der kargen Landschaft der Kalahari empor. Trotz der geografischen Nähe unterscheidet sich die trockene, wüstenähnliche Landschaft dieser Region massiv von dem Feuchtland des Okavanga-Deltas. Die mit Felsbildkunst gespickten Tsodilo-Hills sind über eine etwa 50 Kilometer lange, einigermaßen gut ausgebaute Straße von Shakawe aus zu erreichen. Die Fahrt dauert in etwa 45 Minuten und ist mit einem herkömmlichen Auto machbar, auch wenn die Anreise mit einem 4x4-Fahrzeug aufgrund längerer sandiger Abschnitte empfehlenswert ist.
Die Hügelkette besteht aus vier bis zu 1500 Meter empor reichenden, massiven Felsen und wird von einigen auch als „Louvre der Wüste“ bezeichnet. Dieser Spitzname ist auf die etwa 4500 auf den Steinen verewigten Kunstwerke auf einer Fläche von nur 10 Quadratkilometern inmitten der Kalahari-Wüste zurückzuführen. Die Malereien sind aufgrund der Abgeschiedenheit der Region, der geringen Populationsdichte und den vor Erosion Schutz bietenden Felsen erstaunlich gut erhalten und sind Zeugnis menschlicher Aktivität in dieser Region über die letzten 100.000 Jahre. Etwa die Hälfte der Zeichnungen zeigen Tiere, wovon zwei der bekanntesten Darstellungen, die eines mehrfarbig gestalteten Nashorns und einer auf einem Felsvorsprung gelegenen Elenantilope sind. Es finden sich aber auch geometrische Figuren, Bildnisse von Menschen und Handabdrücke. Auch wenn eine genaue Datierung des Beginns der Kunstwerke nicht möglich ist, lassen Funde von Tonstücken, Glasscherben, Knochensplittern und Steinwerkzeugen darauf schließen, dass die Zeichnungen eine Zeitspanne von der Steinzeit bis zum 19. Jahrhundert umfassen.
Laut den Legenden der lokalen Bevölkerung, die hauptsächlich Gruppierungen der San und Hambukushu umfasst, werden die vier großen Felsen der Tsodilo-Hügel in den Felsen des Mannes, der Frau und des Kindes eingeteilt. Der vierte Hügel soll die erste Frau des Mannes repräsentieren. In der Sprache der San sind die Tsodilo-Hügel auch als „die Felsen, die flüstern“ bekannt und stellen einen spirituellen Ort dar, an dem eine Verbindung zu den Vorfahren besteht. Aus diesem Grund wird das Jagen und Töten von Tieren in diesem Gebiet als großes Unglück angesehen und auch von Touristen sollte ein respektvolles Verhalten beim Aufenthalt in den Felsformationen gezeigt werden.
Die Tsodilo-Hills wurden im Jahr 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und ein Museum wurde dem Gelände angeschlossen. Es fanden auch Restaurierungsmaßnahmen statt, die sich jedoch auf den Erhalt und den Schutz der ursprünglichen Zeichnungen beschränkten, ohne größere Veränderungen an den Malereien vorzunehmen. Es gibt einen nahegelegenen Zeltplatz und neben dem Wandern in der Hügelkette und der Bewunderung der Malereien können Aktivitäten in Absprache mit der lokalen Gemeinschaft durchgeführt werden, die Besuchern einen Einblick in ihre Traditionen gewährt. Lokale Führer sind gerne bereit, Besucher durch die Felsen zu geleiten und die Geschichten und Legenden dieses besonderen Ortes zu teilen.
Die Felsmalereien können ganzjährig besucht werden, aber wer die in dieser Region herrschende große Hitze im Sommer vermeiden möchte, sollte sich für einen Besuch zwischen den Monaten April und Oktober entscheiden.