
Omarunga Camp
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Im äußersten Nordwesten Namibias, wo die Landschaft rau, einsam und unberührt ist, offenbart sich eines der spektakulärsten Naturwunder des Landes: die Epupa-Fälle. Dort, wo der Kunene-Fluss die Grenze zu Angola bildet, stürzt er sich über mehrere Terrassen in eine Schlucht – tosend, schäumend, lebendig. Palmen säumen die Ufer, das Gestein schimmert in Rot- und Brauntönen, während das Wasser sich donnernd seinen Weg durch das zerklüftete Gelände bahnt. Die Epupa-Fälle sind ein Ort der Gegensätze: wild und friedlich, karg und fruchtbar zugleich. Für Reisende, die das Ursprüngliche suchen, bieten sie ein unvergleichliches Naturerlebnis in einer der abgelegensten Ecken Afrikas.
Schon die Fahrt von Opuwo zu den Epupa-Fällen ist ein Erlebnis: Die rund 180 Kilometer lange Schotterpiste führt durch atemberaubende Landschaften mit kargen Ebenen, felsigen Hügelzügen und trockenen Flussläufen. Unterwegs begegnen Ihnen Mitglieder des halbnomadischen Volkes der Himba, die in kleinen Siedlungen entlang der Route leben. Die markante rötliche Körperbemalung, kunstvoll geflochtene Frisuren und traditioneller Schmuck verleihen den Himba-Frauen eine besondere Ausstrahlung. Ein Besuch in einem Himba-Dorf bietet die seltene Gelegenheit, mehr über ihre uralte Lebensweise, Bräuche und tiefe Naturverbundenheit zu erfahren.
An den Epupa-Fällen angekommen, erwartet Sie ein unvergleichliches Naturwunder: Der Kunene-Fluss stürzt hier in mehreren Kaskaden über rund 250 Meter Breite bis zu 37 Meter in die Tiefe. Besonders stimmungsvoll ist das Erlebnis bei Sonnenaufgang, wenn das Licht die Gischt vergoldet und Palmen sowie Affenbrotbäume im Dunst schimmern. Der ausgeschilderte Aussichtspunkt oberhalb der Fälle bietet einen grandiosen Blick auf das tosende Schauspiel.
Mehrere Lodges und Camps direkt am Ufer des Kunene ermöglichen naturnahe Übernachtungen mit Blick auf die Fälle. Bei leichtem Wind weht der feine Sprühnebel bis zur Veranda – eine willkommene Erfrischung nach einem heißen Tag. Am Abend lohnt es sich, mit einem kühlen Getränk in der Hand den Sonnenuntergang zu genießen – begleitet vom beruhigenden Rauschen des Flusses.
Im äußersten Nordwesten Namibias, wo das Kaokoveld wild, einsam und voller ursprünglicher Schönheit ist, erwarten Sie die spektakulären Epupa-Fälle – ein Ort, an dem Natur und Kultur auf eindrucksvolle Weise verschmelzen.
Entstehung und Geografie eines Naturwunders
Die Epupa-Fälle sind das Ergebnis jahrtausendelanger geologischer Prozesse, in deren Verlauf sich der Kunene-Fluss durch das Gestein des Kaokolandes gegraben hat. Über eine Breite von etwa 500 Metern verteilen sich mehr als 20 einzelne Wasserfälle, die bis zu 37 Meter in die Tiefe stürzen. Dabei bilden sich natürliche Pools und kleinere Kaskaden, die – abhängig vom Wasserstand – das Landschaftsbild immer wieder verändern.
Der Name „Epupa“ stammt aus der Sprache der Herero und bedeutet „Schaum“, was sich auf das aufspritzende Wasser bezieht, das in weißen Fontänen über die Felsen jagt. Die Umgebung ist geprägt von Granitkuppen, trockenen Schluchten und Ufervegetation, die dem ansonsten ariden Kaokoveld einen überraschenden Hauch von Leben verleihen. Obwohl es sich nicht um die höchsten oder wasserreichsten Wasserfälle Afrikas handelt, zählen die Epupa-Fälle zweifellos zu den schönsten – insbesondere wegen ihres Kontrasts zur trockenen Umgebung und der dramatischen Kulisse.
Zwischen Trockenheit und Flusskraft: Ein Ort der Gegensätze
In einer Region, in der Regen selten und Wasser ein kostbares Gut ist, bildet der Kunene-Fluss eine Lebensader. Selbst in den trockensten Monaten führt der Fluss beständig Wasser, gespeist durch die regenreicheren Hochlagen Angolas. In der Trockenzeit – etwa zwischen Mai und Oktober – sind die Epupa-Fälle gut zugänglich, das Klima ist angenehm trocken und die Sicht klar. Die Wasserfälle sind dann etwas schmaler, aber die markanten Felsformationen, die grün gesäumten Ufer und die Möglichkeit, in den natürlichen Becken zu baden, machen einen Besuch besonders reizvoll.
Mit Beginn der Regenzeit, meist zwischen November und März, füllt sich der Fluss zunehmend. Der Wasserstand steigt, und die Epupa-Fälle zeigen sich von ihrer kraftvollsten Seite: Laut donnernd, mit braunem Schmelzwasser aus den Bergen, das sich in weißen Kaskaden über die Felsen ergießt. Die umliegende Vegetation erwacht zu neuem Leben – ein faszinierender Wandel in einer sonst kargen Umgebung. Gleichzeitig wird der Zugang anspruchsvoller, doch das Schauspiel ist die Mühe wert.
Flora und Fauna entlang des Kunene
Obwohl das Kaokoveld auf den ersten Blick unwirtlich erscheinen mag, verbirgt sich hier eine überraschende Artenvielfalt. Entlang des Kunene wachsen grüne Oasen mit Makalani-Palmen, wilden Feigenbäumen, Tamarisken und Affenbrotbäumen. In der Nähe der Wasserfälle entstehen Mikrohabitate, in denen sogar Farne, Moose und verschiedene Sukkulenten gedeihen. Diese ungewöhnliche Vegetationsdichte verdankt sich allein der Präsenz des Flusses.
Die Tierwelt der Region ist an die rauen Bedingungen hervorragend angepasst. In den Felslandschaften leben Klippschliefer, Paviane und Felsenagamen. Entlang des Flusslaufs können Krokodile gesichtet werden, besonders in den ruhigen Abschnitten oberhalb der Fälle. Die Vogelwelt ist mit über 200 Arten ausgesprochen vielfältig: Fischadler, Graureiher, Bienenfresser und Eisvögel sind regelmäßig zu beobachten. In den trockeneren Zonen streifen Kudus, Springböcke und gelegentlich sogar Leoparden durch das Buschland.
Kulturelle Begegnungen mit dem Volk der Himba
Ein Besuch der Epupa-Fälle ist nicht nur ein Naturerlebnis, sondern auch eine kulturelle Begegnung. Die Region ist Heimat der Himba, eines halbnomadischen Volkes, das bis heute weite Teile seiner traditionellen Lebensweise bewahrt hat. Die Himba sind bekannt für ihre kunstvollen Frisuren, ihren Schmuck und die charakteristische rötliche Körperbemalung aus einer Mischung aus Ocker und Fett, die sie vor Sonne und Insekten schützt.
In der Nähe der Wasserfälle befinden sich mehrere Himba-Dörfer, die Reisende auf respektvolle Weise besuchen können. Hier bieten sich Einblicke in eine andere Welt: Alltag, Rituale, handwerkliche Techniken und die tiefe Verbundenheit der Menschen mit ihrer Umgebung werden auf authentische Weise vermittelt. Besonders wertvoll sind Führungen durch lokale Guides, die Brücken zwischen den Kulturen schlagen und Verständnis fördern – fernab touristischer Klischees.
Aktivitäten und Erlebnisse an den Epupa-Fällen
Die Umgebung der Epupa-Fälle bietet eine Vielzahl an Aktivitäten für Entdecker, Naturfreunde und Kulturliebhaber. Besonders eindrucksvoll sind Wanderungen entlang des Flussufers oder auf die Hügel rund um die Fälle, die weite Ausblicke auf das Tal des Kunene eröffnen. Wer es etwas abenteuerlicher mag, kann in Begleitung erfahrener Guides auch abgelegene Aussichtspunkte mit dem Geländewagen erkunden.
Bootstouren auf dem ruhigen Teil des Kunene ermöglichen eine ganz neue Perspektive – vom Wasser aus lassen sich Vögel beobachten, Palmenlandschaften bewundern und mit etwas Glück sogar Krokodile erspähen. Auch der Besuch eines Himba-Dorfes oder das Baden in einem der natürlichen Pools zählen zu den unvergesslichen Erlebnissen. Nach Sonnenuntergang wird es still – die Fälle rauschen leise vor sich hin, während über dem Kaokoveld einer der klarsten Sternenhimmel Afrikas aufzieht.
Maximilian Lill