Momente des Staunens

Ich versuche mich daran zu erinnern, wie ich selbst die erste Fernreise mit meinen Eltern erlebt habe. Mitte der 70er Jahre war das, mein erster Flug, und ich war so aufgeregt. Es ging nach Mallorca. Kaum saßen wir auf unseren Plätzen übergab eine nette Stewardess meiner jüngeren Schwester und mir ein Paket mit Buntstiften, einem Malbuch und einem Spiel. Zur Freude meiner Eltern und voller Eifer stürzten wir uns darauf und waren erst mal beschäftigt. Mit unserer Flugreise auf die Balearen galten wir im Bekanntenkreis zu dieser Zeit als ziemliche Exoten.

Wie ist das heute?

In den Schulklassen meiner Neffen, mittlerweile zehn und zwölf Jahre alt, gibt es einige Familien, die in den Sommerferien eine Flugreise antreten, sei es zu Zielen in Europa oder auch nach Übersee. Ein Ziel in Afrika steht aber eher selten auf der Bordkarte.

Ich nehme das zum Anlass, Ihnen Lust zu machen, Afrika mit der Familie zu entdecken und Ihnen die vielleicht bestehende Angst zu nehmen, mit Ihren Kindern nach Afrika zu reisen.

Namibia: Der größte Sandkasten der Welt

Was gibt es Schöneres, als barfuß durch feinen Sand zu laufen, eine Düne hinunterzurennen oder im warmen Sand zu liegen? Eine Reise nach Namibia ist für Klein und Groß ein bleibendes Erlebnis und wer hier der Liebe zu Afrika verfällt, der kommt garantiert immer wieder. Die weltweit höchste Sanddüne in der ältesten Wüste der Welt gilt es zu bestaunen und zu erklimmen, tiefe und enge Schluchten wecken den Entdeckergeist, denn hier wandeln Sie auf den Spuren der ersten Siedler, die noch mit Ochsenkarren durch Namibia zogen.

Mitten im Sommer ein Brett unter die Füße schnallen und die Dünen wie beim Snowboarden runtersausen? Sandboarding ist in den Dünen bei Swakopmund möglich. Aber beim Lachen bitte den Mund zumachen – sonst knirscht es gewaltig zwischen den Zähnen! Im Kontrast zu dem Sand steht eine Katamaran-Tour zur Beobachtung von Robben und Delfinen auf dem Programm. Es ist genügend Fisch an Bord, um Pelikane mit der Hand zu füttern. Auch die Tierbeobachtungen kommen nicht zu kurz: Im Etosha-Nationalpark bekommen Sie Löwen, Zebras, Giraffen und vieles mehr zu Gesicht. Die Etappen sind so geplant, dass Sie nicht zu lange im Auto sitzen, es jeden Tag etwas Neues zu entdecken gibt und trotzdem kein Reisestress entsteht.

Südafrika: Pinguine, Straußenfarm, Tropfsteinhöhlen und Besuch im Monkeyland

Am Boulders Beach haben Groß und Klein die Möglichkeit mit Pinguinen, um die Wette zu schwimmen - ich bin mir sicher, dass die Pinguine gewinnen, denn für uns ist das Wasser schlichtweg zu kalt. In Kapstadt ist die Fahrt mit der Seilbahn hinauf zum Tafelberg ein einmaliges Erlebnis, denn während der Fahrt dreht sich die Gondel um 360 ° und Sie haben einen grandiosen Blick auf das Meer, die Stadt und das Umland.

Wussten Sie, dass ein Erwachsener auf einem Straußenei stehen kann, ohne dass es zerbricht? Kinder sowieso und das können Sie beim Besuch einer Straußenfarm auch ausprobieren. Weiter geht es in eine der beeindruckendsten Tropfsteinhöhlen Afrikas, den Cango Caves. Wie tief Sie in die Höhle vordringen wollen, können Sie je nach Interesse oder auch Mut selbst entscheiden. Bei der „Adventure Tour“ wird es teilweise ganz schön eng und man muss auch mal auf dem Bauch durch einzelne Passagen robben.

In einem der kleinen Naturreservate entlang der Gartenroute haben Kinder die Möglichkeit, Ausritte entlang der Küste zu unternehmen oder auf einem Baumwipfelpfad im Primatenschutzgebiet Monkeyland die kleinen Affen aus nächster Nähe zu beobachten. Versuchen Sie doch zu zählen, wer am Ende des Ausfluges die meisten Affen gesehen hat.
Bei all der Abwechslung und den vielfältigen Ausflügen und Erlebnissen kommt das mitgenommene Fernglas bei den Tierbeobachtungen in einigen Nationalparks auch zum Einsatz. Elefanten im Addo-Elephant-Nationalpark oder Nashörner bei der Garden Route Game Lodge sind nur einige Beispiele. Besonders erwähnenswert: Diese Gebiete sind malaria-frei!

Kenia: Giraffen füttern, Elefantenwaisen besuchen und Meeresschildkröten schützen

Am ersten Tag einer Keniareise lohnt es sich, früh aufzustehen, um frühzeitig im Giraffe Center einzutreffen. Dann haben Sie und Ihre Kinder die elegant schreitenden Rothschild-Giraffen noch für sich. Hier erfahren Sie viel über den Schutz der gefährdeten Tiere, die nur in der Grassavanne Ostafrikas vorkommen. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, die Giraffen mit der Hand zu füttern und so den Tieren tief in die langbewimperten Augen zu blicken. Auf Safari können Sie und Ihre Familie entscheiden, ob Sie den ganzen Tag unterwegs sein möchten oder lieber eine Pirschfahrt zur Morgendämmerung und eine am Nachmittag unternehmen. Zwischendurch lockt vielleicht der Pool der Lodge oder des Camps und der Blick auf das Wasserloch lohnt sich auch. Denn tagsüber kommen etliche Tiere zum Trinken zu diesen Löchern, sodass Sie die Tiere bequem vom Liegestuhl oder von der Terrasse beobachten können.

Im Tsavo-Ost-Nationalpark lohnt sich der Besuch der Auswilderungsstation des Sheldrick Trusts. Hier werden Elefantenwaisen im Alter zwischen drei und fünf Jahren auf die Auswilderung vorbereitet. Ein Besuch ist allerdings nur möglich, wenn Sie vorher einen Elefantenwaisen für mindestens ein Jahr für etwa 40 US-Dollar adoptiert haben. Mit diesen Adoptionen werden Gelder generiert, um das Projekt am Laufen zu halten.
An der Küste des Indischen Ozeans angekommen, wird Ihnen der Liegestuhl vielleicht bald langweilig. Hier lohnt sich ein Besuch bei der Tiwi Turtle Police, die sich dem Schutz der Meeresschildkröten widmet. Sie gehen zum Beispiel morgens mit den Freiwilligen auf Strandpatrouille, sammeln Müll ein, markieren Nester, damit niemand auf die Eier tritt und wenn kleine Schildkröten geschlüpft sind, helfen Sie ihnen, den Weg ins Meer zu finden. Wenn das mal keine abwechslungsreiche Reise ist…!

Tansania: Wandern mit Massai, mit dem Mountainbike am Fuße des Kilimandscharo und Elefanten zählen auf Safari

In Tansania ist etwa die Hälfte der Bevölkerung unter 15 Jahre alt – Ihnen begegnen also überall Kinder! Und Kinder brauchen nicht unbedingt eine gemeinsame Sprache um schnell „ins Gespräch“ zu kommen oder gemeinsam zu spielen und durch die Gegend zu tollen. Gestik und Mimik reichen und schon geht’s los! Auf einer Farm am Fuße des Kilimandscharo haben Sie die Möglichkeit in Begleitung von Massai die Umgebung zu Fuß zu erkunden. Entweder durch den Regenwald und entlang eines Flusses – Kolobusaffen sitzen in den Bäumen –, oder bis zum Shira Plateau am Kilimandscharo. Im Tarangire-Nationalpark sitzen Sie am Flussufer und zählen die Elefanten, die zur Tränke kommen: da reicht ein Zettel bestimmt nicht aus. Am Natronsee gibt es warme, natürliche Pools mit kleinen Putzerfischen und wenn Sie die Füße hineinhalten, knabbern diese wirklich an Ihren Füßen herum. Wer kitzelig ist, sitzt hier und lacht permanent. Was gibt es noch zu erleben in Tansania? Wie wäre es mit dem Entdecken eines Baumwipfelpfads? In bis zu 18 Metern Höhe wandeln Sie auf gut angelegten Brücken durch die Baumkronen und Bestaunen den Regenwald von oben.

Das sind nur ein paar Beispiele, was Sie mit Ihren Kindern auf einer Reise nach Afrika erleben können. Sie sind den ganzen Tag draußen und in der Natur unterwegs, lernen spielerisch andere Kulturen und Lebensweisen kennen und bestaunen die vielseitige Tierwelt Afrikas in freier Wildbahn! Und noch etwas spricht für eine Familienreise nach Afrika: Sie haben keine oder kaum Zeitverschiebung, also keinen Jetlag. Sie bleiben im gleichen Tagesrhythmus und es gibt keine Schlafprobleme.

Die meisten Familien nutzen die Sommerferien für eine länger Reise. Unser Sommer ist der afrikanische Winter. Aber Winter dort bedeutet tagsüber meist angenehme Temperaturen um die 25 °C bis 28 °C, und in der Nacht kühlt es ab, sodass man gut schlafen kann.

Reisen Sie los, sehen Sie die Welt mal wieder mit Kinderaugen und staunen Sie über die großen und kleinen Dinge entlang des Weges!

- von Gabriele Krombach

Bildnachweis

Titelbild: South African Tourism