Entdecken Sie die faszinierenden Märchen, Mythen und Sagen Afrikas,

die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Nelson Mandela hat viele dieser Geschichten in seinem Buch „Meine afrikanischen Lieblingsmärchen“ zusammengetragen. Eine davon, „Der Schlangenkönig“, erzählt von einer verzweifelten Mutter im Land der Zulu. Diese Erzählungen vereinen Naturbilder, kulturelle Normen und gesellschaftliche Werte, die Zuhörer fesseln und die Weisheiten früherer Generationen widerspiegeln.

Beinahe jedes in Deutschland aufgewachsene Kind kennt sie:

Die Geschichten der Brüder Grimm. Sie sind ein wahres Kulturgut in Deutschland. In vielen afrikanischen Ländern nehmen Märchen einen ebenso großen Stellenwert im Leben der Menschen ein.

Sie werden von Generation zu Generation schriftlich oder mündlich weitergetragen und ziehen den Zuhörer schnell in ihren Bann. In den Märchen werden häufig Erzählungen über die reiche Flora und Fauna, Kulturen und Normen vereint. Sie vermitteln gesellschaftliche Werte und fördern Kreativität. Zudem sind es nicht nur Geschichten, es sind vielmehr tiefverwurzelte Erfahrungen und Weisheiten vorhergegangener Generationen, die sich in den Märchen widerspiegeln.

Viele wundervolle Märchen aus seiner Kindheit hat Nelson Mandela, der Volksheld und frühere Präsident Südafrikas, in seinem Buch Meine afrikanischen Lieblingsmärchen gebündelt.

Eines von ihnen spielt in Südafrika, genauer gesagt im Land der Zulu. In ähnlichen Formen ist es auch in westafrikanischen Ländern zu finden. In dem Märchen Der Schlangenkönig* geht es um eine alleinerziehende Mutter, die versuchte ihr einziges Kind durch Fleiß und harte Arbeit zu ernähren, aber dabei in der Not einen großen Fehler beging:

Es war einmal eine Mutter namens Nandi, die jedes Jahr im Herbst die süßen Beeren des Umdoni-Baums erntete, um diese gegen Ziegenfleisch oder Sauermilch einzutauschen. Die alleinerziehende Mutter eines Mädchens war verzweifelt, denn an der Flussstelle, an der sonst so viele Beeren wuchsen, fand sie keine einzige der kostbaren Früchte. Da sah sie, dass sich eine Schlange die Beeren geholt hatte.

Sie wusste nicht was sie machen sollte, da sie die Beeren dringend benötigte, um sie gegen andere Lebensmittel einzutauschen. Da machte die Schlange Nandi das unmoralische Angebot: „Wenn ich deinen Korb mit den saftigen Beeren fülle, gibst du mir dann im Gegenzug deine einzige Tochter?“

Nandi stimmte zu, nahm sich so viele Beeren wie in ihren Korb passten und verschwand schnell nach Hause. In der Eile fiel ihr eine dicke Beere aus dem Korb, sie kratzte sich ihren Lederrock an einem Dornenbusch auf und verlor drei Perlen ihrer Fußkette. Die Mutter hoffte, dass die Schlange sie nicht finden würde und erzählte bei Ankunft ihrer Tochter tränenreich von ihrer schlimmen Tat: „Ich habe dich einer Schlange versprochen, damit wir diesen mit saftigen Beeren gefüllten Korb erhalten.“

Wenig später vernahm die kleine Familie ein Zischen und die Schlange betrat das Haus. Dank der unglücklich hinterlassenen Spuren war es für die Schlange ein leichtes gewesen, den Weg zur kleinen Familie zu finden. Die Mutter geriet in Panik und versuchte der Schlange zu erklären, dass sie es nicht so gemeint hätte und sie ihre Tochter niemals an eine Schlange geben könne.

Daraufhin mischte sich jedoch die Tochter ein und sprach: „Versprochen ist versprochen, Mutter. Die Schlange hat ein Anrecht auf mich.“ Darauf ging sie hinfort, kam kurze Zeit später zurück und gab der Schlange etwas zu essen und zu trinken. Für das Nachtlager der Schlange breitete die Tochter ihre eigene Decke aus, damit ihr neuer Herr es bequem hat.

Kaum das Nandi eingeschlafen war, hörte sie Stimmen und schreckte hoch. Als sie nachsah, von wem die fremde Stimme kam, erblickte sie einen gutaussehenden jungen Mann. Neben dem Mann erblickte Nandi getrocknete Schlangenhaut, die sie ins Feuer warf. Der junge Mann erzählte der kleinen Familie das auf ihm ein Bann lag, der ihn in eine Schlange verwandelte. Dank des Erbarmens der gutherzigen und tugendhaften Tochter wurde der Bann gelöst und er konnte wieder die Gestalt eines Menschen annehmen.

Obwohl die Mutter einen großen Fehler begangen hatte, findet die Geschichte ein glückliches Ende. Ihre tugendhafte Tochter und der Schlangenkönig wurden ein Paar und Nandi bekam drei Enkelkinder geschenkt. Die Familie musste ab diesem Tage keinen Hunger mehr leiden.

*Anmerkung: Wir nennen das Märchen bewusst „Der Schlangenkönig“. In der genannten Übersetzung wird der Titel mit „Der Schlangenhäuptling“ angegeben. Dieser Gebrauch ist in der deutschen Sprache eng mit der Kolonialzeit verknüpft und sollte mithin nicht mehr benutzt werden.

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Bildnachweis

Titelbild: Salome Gräbner