Nachhaltiges Engagement für Virunga „Virunga hat nur eine Chance, wenn die Formel wirtschaftliche Entwicklung = Frieden aufgeht“

Seit dem Jahr 2008 leitet der Belgier Emmanuel de Merode als erster Europäer überhaupt den Virunga-Nationalpark im Osten der Demokratischen Republik Kongo und hat große Pläne. Er möchte mit Hilfe wirtschaftlicher Entwicklung und mit der Förderung von nachhaltigem Tourismus für Frieden im und um den ältesten Nationalpark Afrikas sorgen. Gemeinsam mit seinen Rangern, einem Zusammenschluss aus Politik und Zivilgesellschaft sowie großzügigen internationalen Geldgebern konnte der promovierte Anthropologe im letzten Jahrzehnt große Erfolge feiern.


Das Schutzgebiet in seinen heutigen Grenzen besteht seit der Unabhängigkeit des Kongos im Jahr 1969 und ist aus der Teilung des im Jahr 1925 gegründeten Albert-Nationalparks in den kongolesischen Virunga-Nationalpark und ruandischen Vulkan-Nationalpark entstanden. In der Vergangenheit wurde das artenreiche UNESCO-Weltnaturerbe, das vor allem für seine Berggorilla-Population bekannt ist, von einer Vielzahl an Konflikten heimgesucht. „Virunga ist Afrikas Kronjuwel. Für jeden ernsthaften Tierschützer ist es eine Pflicht dieses Naturparadies zu schützen“, unterstreicht de Merode.

Ein Rückblick: Ausgelöst durch den Völkermord in Ruanda im Jahr 1994 sind auf der dringenden Suche nach Nahrung und Feuerholz rund eine Millionen Flüchtlinge in den 8000 km² großen Virunga-Nationalpark geströmt. Darunter war auch eine Vielzahl an Rebellen, die bis heute in zwölf verschiedenen Gruppierungen in der Region aktiv sind und mit Holzkohlehandel, illegaler Fischerei und Wilderei ihren Lebensunterhalt verdienen. Im Jahr 2007 haben Rebellen im Parkgebiet für ein Massaker an einer Gorilla-Familie gesorgt, dessen Bilder weltweit bei Tierschützern für einen Aufschrei sorgten.

„Wir arbeiten täglich daran, den Park zu einem Modell für einen besseren Kongo zu machen.“
Daraufhin übernahm de Merode 2008 die Leitung des Parks und hat seitdem mit seinen rund 730 Rangern für mehr Sicherheit in Virunga und durch die Zusammenarbeit mit der im Jahr 2013 gegründeten Virunga Allianz für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt. Die Virunga Allianz ist eine öffentlich-private Partnerschaft in der Kivu-Region. Diese Partnerschaft möchte die natürlichen Ressourcen von Virunga schützen, die Armut in der Region bekämpfen und für Frieden sorgen. „Wir arbeiten täglich daran, den Park zu einem Modell für einen besseren Kongo zu machen“, fügt de Merode an.
Heute agiert der von de Merode geleitete Virunga-Nationalpark mehr denn je als Unternehmen und bietet über 3000 Mitarbeitern ein festes Einkommen, von dem wiederrum viermal so viele Personen profitieren. Durch den Bau von Wasserkraftwerken ist der Virunga-Nationalpark zum zweitwichtigsten Stromerzeuger der Provinzhauptstadt Goma geworden. Im und um den Park bringt Virunga damit mehr als vier Millionen Menschen die so wichtige Elektrifizierung, die für mehr Produktivität und Lebensqualität sorgt. „Alles hängt zusammen“, ergänzt de Merode. „Wenn wir die Menschen dazu bringen, mit Strom, statt Holzkohle zu kochen, werden weniger Bäume gefällt und die Machtbasis der Rebellen, die vom Holzkohle-Handel leben, bröckelt.“ Damit entfällt den Rebellengruppe mittelfristig eine wichtige Geschäftsgrundlage. Der Bau der Wasserkraftwerke wurde durch den US-Amerikaner Howard Buffett mit 39 Millionen US-Dollar bezuschusst. Auch andere großzügige Geldgeber haben den Park im letzten Jahrzehnt unterstützt. De Merode ist jedoch wichtig zu ergänzen: „Das übergeordnete Ziel ist, dass der Park sich in Zukunft eigenständig finanzieren kann und ohne Spenden auskommt.“

„Tourismus ist ein Game Changer. Alle lieben Berggorillas.“
Darüber hinaus ist Virunga auch ein Safarianbieter mit eigenen Lodges und besitzt mit dem Waisenhaus für Berggorillas in Rumangabo einen echten Publikumsmagnet. „Der Umsatzanteil ist im Vergleich zu den Kraftwerken gar nicht so groß. Aber Tourismus ist ein echter Game Changer. Alle lieben Berggorillas“, so de Merode. Ein Drittel der Einnahmen durch den Tourismus und die Wasserkraftwerke kommt direkt Projekten der lokalen Bevölkerung zugute. So sind Schokoladenfabriken für lokale Kakaobauern und Möbelwerkstätte für touristische Lodges entstanden. Die Seifenherstellung aus Ölpalmen und nachhaltiger Fischfang im Edwardsee werden ebenso gefördert. De Merode schließt unser Gespräch mit den mahnenden Worten ab: „Virunga hat nur eine Chance, wenn die Formel wirtschaftliche Entwicklung = Frieden aufgeht“.

„Die Ranger sind die wahren Helden von Virunga.“
Zwei Tage vor der Ausstrahlung der berühmten Netflix-Dokumentation „Virunga“ im Jahr 2014 hat de Merode einen Anschlag auf sein Leben nur knapp überlebt. Einen Monat später hat der promovierte Anthropologe die Arbeit in seinem Büro voller Tatendrang wieder aufgenommen. Doch der Belgier wird nicht müde immer wieder zu betonen: „Die Ranger sind die wahren Helden von Virunga.“ In den letzten 25 Jahren haben über 200 Ranger beim Schutz des Nationalparks und der Zivilbevölkerung ihr Leben verloren.
Der Südsektor des Parks, in dem auch die Berggorillas leben, ist mittlerweile sicher und für Touristen geöffnet. Die Parkverwaltung überprüft regelmäßig die aktuelle Sicherheitslage für touristische Reisen. Für nur 200 $ ist ein Gorilla-Permit während der Regenzeit erhältlich. Die Anreise erfolgt in der Regel über die ruandische Hauptstadt Kigali und führt von dort in die kongolesische Provinzhauptstadt Goma.

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Titelbild: Günter Kast